Unterwegs

Ja, wir sind aktive Leute!  Also zumindest im Vereinsleben.  Auf dieser Seite dokumentieren wir unsere gemeinsamen Erlebnisse fernab der administrativen Vereinstätigkeiten.  Das sind in erster Linie Auswärtsfahrten zu Spielen unserer Mannschaft, aber auch andere Aktivitäten als Verein und Freunde.

Übersicht

18.05.2019 – Wo die Weser einen großen Bogen macht
03.05.2019 – Mainz! Mainz! Mainz!
20.04.2019 – Von Pfeifen und dem FC Leipzig
16.03.2019 – Eh hömmar, heute geht’s auf Schalke
29.11.2018 – Sonderzug zum Ausbildungszentrum
24.11.2018 – Hinter Gittern, der 15:30 Boykott
08.11.2018 – Du wirst niemals alleine singen
29.09.2018 – El Plastico, die Erste
16.09.2018 – Unsere Nummer Eins
12.05.2018 – Saisonabschluss in Berlin
19.02.2018 – Bundesliga-Premiere in Frankfurt
18.11.2017 – Klassenfahrt nach Leverkusen

Wo die Weser einen großen Bogen macht

Datum: 18. Mai 2019
Anlass: Bundesligaspiel
Ort: Weserstadion in Bremen

Da ist es, das große Finale.  Das Spiel der Spiele, welches den Erfolg der Saison besiegelt.  Und es geht nicht irgendwo hin, es geht nach Bremen!  Wenn das kein angemessener Ort zum Feiern ist, wo dann?  Klar, manch einer würde sagen, dass das Pokalfinale in Berlin doch noch ansteht.  Andere wiederum könnten die Objektivität des Verfassers gegenüber dem Gegner anzweifeln.  Aber sind wir doch mal ehrlich: was gibt es Schöneres, als an einem sonnigen Tag mit dem Fanzug nach Bremen zu fahren und den wirklich erfolgreichen Abschluss der Saison zu feiern – Platz 3, Champions League!

Abfahrt Richtung Bremen war für 9:11 Uhr angesetzt und es sollte auch pünktlich losgehen.  Zuvor, also ab 6:30 Uhr, stehen wir aber an, um den Security Check zu durchlaufen.  Die Müdigkeit ist überall zu spüren, denn es gibt wirklich niemanden, den die lange Wartezeit stört.  Es wird sogar bis zum Schluss der rechte Winkel der Schlange vom Innenbereich auf die Plattform eingehalten.  Vorbildlich!  Der Zug stand am Vortag einer Gesellschaft aus Marburg zur Verfügung und so heißt es warten am Bahnsteig, während das Team des Fanverband Leipzig e.V. und zwo9er die Vorbereitungen und Aufräumarbeiten vornimmt.  Um kurz nach 8 Uhr steht er dann da und wir beziehen die zugewiesenen Plätze.  Dem Namen verpflichtet machen wir genau ein Abteil voll, während Oli in seiner Position als FVL Beirat überwiegend die Gänge auf- und ablaufen wird.  Den Wagen teilen wir mit Family & Friends, die uns übrigens auch nach Berlin begleiten werden.  Insgesamt sind 11 Waggons unterwegs, wobei Nummer 4 – natürlich direkt neben uns – als Partywagen und Ausgabe für Speisen und Getränke vorbehalten ist.  Ob Suppe, Nudeln oder Fischbrötchen, das Team des zwo9er hat an alles gedacht.  Ja, Bier gibt es natürlich auch.

Die Fahrt nach Bremen ist recht kurzweilig, was überwiegend der Vorfreude geschuldet ist.  Auch wenn natürlich überall Musik läuft, bleiben wir diesmal von Dauer-Beschallung durch fragwürdige Tonfolgen verschont.  Ziemlich pünktlich um 13 Uhr fahren wir im Hauptbahnhof Bremen ein und werden freundlich vom heutigen Polizei-Einsatzkommando begrüßt.  Absperrgitter geleiten uns durch das Bahnhofsgebäude auf den Vorplatz.  Dort stehen, beinahe feierlich anmutend, links und rechts Absperrgitter, Polizeibeamte und Toilettenhäuschen.  Außerdem begrüßt uns eine freundliche Dame der Einsatzzentrale und es wird sogar “Stolz des Ostens” gespielt.  Ganz großes Kino, Bremen!  Auch die Busse stehen schon bereit und zumindest unser Busfahrer beteiligt sich mit Begeisterung an Wechselgesängen auf der Fahrt zum Stadion.


Der Gästebereich erlaubt Barzahlung und ausgestattet mit Speisen und Getränken nehmen wir unsere Plätze im oberen Bereich des Oberrangs ein.  Dort stören leider die Dachstützen ein wenig, dramatisch ist es aber nicht.  Wir haben besten Blick auf den Platz in der Sonne und hören die Werder-Playlist rauf und runter.  Vor dem Anpfiff wird noch Max Kruse verabschiedet, der verletzt draußen bleibt.  Und es gibt eine gute Nachricht für die Fußballfans, Claudio Pizarro macht noch ein Jahr weiter… und wie!  Denn nach VAR-Führung durch Bremen gelingt uns zwar ein ebenfalls diskutierter, aber verdienter Ausgleich.  Doch in den Schlussminuten ist es ausgerechnet der dauerlächelnde Peruaner, der sich ein Herz fasst und zum 2:1 Endstand einnetzt.  Alles in allem aber egal, denn “Wir sind nur zum Feiern hier!”.

Bei all der Freude darf man nicht unerwähnt lassen, dass trotz aller Gastfreundlichkeit in unserem Block mal wieder Schmähgesänge angestimmt wurden.  Und zwar aus prominenter Ecke.  Man kann dagegen halten, dass es sehr bald Pfiffe ebenfalls aus unseren Reihen gab, aber schön ist das nicht.  Dass sich hier auch der Gegner mit diversen Bannern nicht mit Ruhm bekleckert, darf keine Ausrede sein.  Während der Weg zurück zum Bahnhof schnell erledigt ist, die Shuttle warten bereits auf uns, müssen wir dort leider noch über eine Stunde warten, bis der Zug vorfährt.  Wir unterhalten uns derweil mit ein paar Beamten der Polizei, die bestätigen, dass wir offenbar eine sehr angenehme Truppe sind.  Das können wir nur zurückgeben.

Im Zug wird es dann schnell ruhiger, zumindest in manchen Bereichen.  Denn wer feiern will, hat dazu bis zum Ende Gelegenheit.  Das Team vom zwo9er ist unermüdlich und gibt alles aus, was da ist.  Zwischendurch werden die Preise gesenkt, weil das Essen nicht mehr so warm ist – lecker ist es trotzdem.  Die Laune ist sehr entspannt, in weiten Teilen.  Zwischendurch liefern sich ein paar Herren aus dem vorderen Teil einen Schlagabtausch – im wahrsten Sinne des Wortes – der aber nur Spaß sein soll.  Nun ja… Wir lassen uns nicht stören und reden, feiern und schlafen.

Wie schon zu Beginn erwähnt ist Oli an diesem Tag viel unterwegs, um in seiner Position für den FVL zu unterstützen.  Das hindert ihn nicht daran, auch noch beim unerklärlichen Zwischenstopp in Wurzen (ja, das liegt offenbar auf dem Weg von Bremen nach Leipzig) fleißig mitzufeiern.  Und ein wenig ist das beispielhaft für die unglaubliche Arbeit, die FVL und zwo9er an diesem Tag, aber auch im Vorfeld, leisten.  Als Mitreisender taucht man morgens auf, steigt ein, steigt aus, dann wieder ein und am Ende nochmal aus und geht heim.  Nicht so die Verantwortlichen des FVL.  Organisation im Vorfeld, am Reisetag vorbereiten, während der Reise überall aushelfen und am Ende noch aufräumen, während andere schon träumen.  Man kann gar nicht oft genug DANKE sagen.

In diesem Sinne: es war wieder wunderbar.  Und jetzt behalten wir die Stimmung bis Samstag bei und feiern den ersten Pokalerfolg in unserer jungen Bundesliga-Geschichte.

Mainz! Mainz! Mainz!

Datum: 5. Mai 2019
Anlass: Bundesligaspiel
Ort: Opel-Coface-Karneval-Arena bei Mainz

Es ging mal wieder auf Auswärtsfahrt, diesmal mit dem Fanbus.  Wir starteten gut gelaunt am Freitag um die Mittagszeit.  Ein Bierchen war schnell geöffnet, der Kartoffelsalat-Duft mit Klöppschen verteilte sich im Bus.  Mal ein wenig Abwechslung zu den bekannten Frikadellen-Ausdünstungen.  Ein Busfahrer kam gerade aus dem Entzug und hatte seine erste Probefahrt…  so zumindest ein Spaß (?) vom zweiten Busfahrer.  Malle Musik dröhnte in den Ohren… definitiv einer der Gründe gemeinsame Anreisen auf ein Minimum zu begrenzen.  Wir versuchten uns mit Gesprächen abzulenken.  Die erste Pause stand an – ja die Raucher wieder, man hält es eben nicht aus.  Nach gut 10 Minuten ging es weiter, leider mit unveränderter Beschallung.
Für eine große Pause wurde wieder angehalten, es wurde Bockwurst serviert.  Vor dem Bus wurden Gespräche über das anstehende Pokalfinale und den Warteraum geführt.

Am Frankfurter Flughafen standen wir im Stau, laut Maps ca. eine Stunde Verspätung.  Es kam zwar etwas Unruhe auf, aber letztendlich waren wir 20 Uhr im Stadion, also genug Zeit für Banner, Wurst und Bier.  Immer diese Aufregung, als ob man in einem Warteraum auf Tickets für das Pokalfinale wartet…  Das Spiel wurde pünktlich angepfiffen, in der 20. Minute fiel das erste Tor für unseren RasenBallsport, das zweite nur 12 Minuten später.  Es kamen gerade die ersten Emotionen in Form von „Auswärtssieg“-Rufen auf, schon fiel der Anschlusstreffer,… warum bloß?

Kurz nach der Pause netzte Timo zum 1:3 ein, Thema erledigt, drei Punkte mehr auf der Liste?!  Aber natürlich nicht mit uns… durch einige Fehler in der Abwehr kam Mainz wieder ran und schaffte sogar in der 83. Minute den Ausgleich zum 3:3 Endstand.  Wenn wir verloren hätten, wäre es wohl nur gerecht gewesen.  Aber auch unsere Mannschaft hatte durch Willi in der 90. Minute noch einmal die Chance zum Sieg.  Nach dem Abpfiff wurde die Mannschaft trotzdem gefeiert, die Champions League ist gesichert und wir freuen uns schon jetzt darauf, den Erlebnissen um Glasgow, Monaco oder Salzburg noch einige mehr hinzuzufügen.  Wir holten unser Banner und gingen zum Bus, eine fünfstündige Busfahrt lag vor uns.  Die gesamte Rückfahrt schallte uns wieder diese Malle Musik um die Ohren, mit einem Sieg sicher leichter zu ertragen, als nach diesem Spielverlauf.  Mit leichten Kopfschmerzen stiegen wir früh um 3 Uhr in Leipzig aus dem Bus und waren wenig später erschöpft aber zufrieden zu Hause.

Was bleibt zu sagen?  Aus Mainz! Mainz! Mainz! wurde ein Punkt, besser als Nichts.  Die Tabelle macht bereits jetzt klar, dass wir das Erlebnis in der Karnevalregion in der kommenden Saison wiederholen könnten.  Vielleicht im Februar, dann könnte man thematisch zumindest von Mallorca auf Werner Böhm wechseln.  Jetzt haben wir noch zwei Bundesligaspiele und ein Pokalfinale vor der Brust.  In Bremen werden wir wieder dabei sein, im Fanzug.  Kopfhörer liegen bereit!

Von Pfeifen und dem FC Leipzig

Datum: 20. April 2019
Anlass: Bundesligaspiel
Ort: Borussia-Park bei Holland

Man reiste einen Tag vorher an, um Mönchengladbach und das Stadion schon einmal kennen zulernen.  Eine kleine 250.000 Seelen Stadt begrüßte uns, das Hotelzimmer war im Vorfeld schon gebucht.  Nach gut fünf Stunden Fahrt brauchte man eine Stärkung und einen kurze Ruhepause.  Danach ging es zum Stadion. Vielleicht hat Gladbach ein Museum, schließlich gibt es die ja schon seit 1900 – natürlich mit Tradition seit dem ersten Tag.  Leider öffnet das erst am 5. Mai 2019, also drehten wir eine Runde um das Stadion und schauten uns die Gegebenheiten an.

Ein neues Hotel ragte direkt neben dem Stadion empor, die Fassade hatte eine Neigung von 8 Grad, daher auch der Hotelname.  Der „Gästeparkplatz“ war direkt an der Südkurve, bei allen anderen Parkplätzen kam man direkt auf die Nordkurve zu, eher nicht so ratsam.  Genug gesehen, … also ab in die Innenstadt, schließlich war es schon Zeit für Abendessen.  Eine kleine Pizzeria lud zum Verweilen ein.  Danach ab ins Hotel und in die Horizontale.

Am nächsten Morgen auschecken und ab zum Bäcker, frühstücken.  Danach ging es nochmal in die Stadt, man sah langsam die Gladbacher in Uniform aus ihren Häusern kommen.

Gegen 14 Uhr war man am Stadion, da begann langsam das Leben, die ersten Bierwagen öffneten.  Dies nutzte man natürlich, um schon mal bei heißen Temperaturen eine Hopfenkaltschale zu genießen.
Einlass ins Stadion war 16:30 Uhr, diesmal mit Tickets oberhalb des Gästeblocks, um mal zu lauschen, was die Traditionalisten so reden.  Hinter uns ein Vater mit Kind.  Das Kind fragt: “Und die wurden gekauft?”  Der Experte und Vater: “Nein, nicht so richtig.  Früher hießen die FC Leipzig und jetzt RB Leipzig.  Die haben in der Regionalliga angefangen.  Eigentlich fängt man ja in der 12. Bundesliga an.”  Man kam aus dem Grinsen nicht mehr raus!  Neben 90 Minuten Fußball hatte man in Gladbach ganz tief in die Ideenkiste gegriffen.  Es wurden Trillerpfeifen verteilt (noch nie dagewesen) und auf gefühlt 200 Bannern das System RB Leipzig verteufelt.  Natürlich durfte auch die ein oder andere Geschmacklosigkeit nicht fehlen…  Aber das Wichtigste zum Schluss: wir haben 1:2 gewonnen und wichtige Punkte für die Champions League eingefahren.

Fazit: Gladbach ist eine Reise wert und Dank der beherzten Ordner im Oberrang flog nix in den Gästeblock und es wurde auch kein weiteres Banner aufgehangen.  Das nächste Mal bringen wir dann was zum Lesen mit – Leipziger Fußballgeschichte.

Eh hömmar, heute geht’s auf Schalke

Datum: 16. März 2019
Anlass: Bundesligaspiel
Ort: Irgendwo im Aschengebirge

Es ging bereits einen Tag vor dem eigentlichen Spiel in den Ruhrpott, um die Lage und das Stadion im Vorfeld zu schon mal zu checken.  Zur Übernachtung ging es in ein Themen-Motel am Rande der Stadt, l mit angeschlossenem amerikanischen Restaurant.  Die Currywurst musste also erst einmal warten.  Stattdessen gab es nach der Ankunft Kaffee und Kuchen.

Leicht gestärkt ging es Richtung Veltins-Arena auf Schalke, um das Stadion von außen zu erkunden.  Erahnen konnte man die Reste des alten Parkstadions an, welches gleich hinter der neuen Arena lag. Leider fiel die alte Spielstätte neuen Trainingsplätzen zum Opfer.  Auch einen Abstecher zur bekannten Nordkurve war ein Muss und der Rundgang endete vor dem Gästeblock.  Schließlich sollte man am Folgetag nicht am falschen Einlass stehen.  Anschließend ging es zurück zum Motel mit traditionellem, amerikanischen Essen – Burger und Bier.  Um zu viel Spannung zu vermeiden sei verraten, dass es natürlich im Laufe der Reise noch eine klassische Bratwurst gab.  Schließlich sind wir Leipziger ja offen für Traditionen.

Nach dem kleinen Frühstück hieß es Koffer packen und langsam Richtung Arena aufbrechen.  Die Parkplätze vor der Arena waren natürlich nicht mehr anfahrbar, aber man wurde gut informiert wo man parken kann. Die Parkplatzsituation war sehr gut und kostenlos.  Lediglich Reisebusse mussten 20 Euro zahlen.  Das Stadion öffnete um 13:30 Uhr.  Der Gästeeingang war gut getrennt vom „normalen“ Eingang und es ging durch eine Kontrolle und den Kartenscan in einen Tunnel, der direkt im Gästeblock endetet.  Dort befand sich ein Imbiss für Speis und Trank und so gab es an diesem Tag noch das ein oder andere Bier und natürlich eine Tönnies Bratwurst.  Wie in den meisten Stadien war die Zahlung nur bargeldlos möglich, mit der sogenannten Knappenkarte.  Diese konnte man aber vor Ort auf- und auch wieder entladen.

Der Gästeblock befand sich hinter Plexiglas und so hatte man, anders als in Wolfsburg, eine gute Sicht auf das Spielfeld.  Auch die Akustik war gut.  Das Spiel wurde pünktlich 15:30 Uhr angepiffen, … und gleich ein Abseitstor … nicht gegeben … “boahr ehhh”.  Man merkte langsam, wie der pottische Dialekt nach und nach in den eigenen Sprachgebrauch überging.  Die Daheimgebliebenen boten sofort Unterstützung per Exorzismus an.

In der 14. Minute fiel das 0:1 für unsere Jungs – Timo Werner kann also doch noch knipsen – und auch danach gab es noch gute Chancen, die leider nicht genutzt wurden.  Schalke gab noch mal Gas und wir konnten froh sein, nicht noch den Ausgleich kassiert zu haben, denn der lag in der Luft.  Ansonsten gab es sportlich gesehen an diesem Tag wenig zu sehen.  Aber die drei Punkte nahmen wir natürlich gerne mit nach Hause.  Man stelle sich vor, die Roten Bullen würden jetzt auch noch zu Hause gewinnen…  Das Spiel wurde pünktlich abgepfiffen und die Mannschaft gefeiert.  Danach noch die Knappenkarte entladen, als Andenken eingesteckt und auf zum Parkplatz.  Es dauerte keine halbe Stunde, um von der Arena wegzukommen – kein Verkehrschaos, nix.

Fazit: Schalke war eine Reise wert.  Die Arena war eine der Schönsten, die man gesehen hatte und der Gewinn des Spieles rundet die ganze Sache ab.

Sonderzug zum Ausbildungszentrum

Datum: 29. November 2018
Anlass: Europa League Gruppenspiel
Ort: RB Trainingszentrum in Salzburg

Sollte eine gewisse Euphorie für die Zugfahrt auffällig werden: unser Autor Oli war tatsächlich 35 Jahre Zug-abstinent!

Der Wecker klingelt mitten in der Nacht. Aber was soll’s, wir haben eine Mission!
Die S-Bahn bringt uns zum Hauptbahnhof in Leipzig und nach ein paar Kontrollen stehen wir auf dem Bahnsteig. Nach einiger Zeit kommt ER. In seiner ganzen „Pracht“, der Fanzug. Der etwas morbide Charme wird schnell durch die positiv gestimmten Fahrgäste überstrahlt, die dem Erlebnis internationale Auswärtsfahrt entgegen fiebern. Nachdem die Vollzahler- VIP Lounge – nach Entwürfen internationaler Stardesigner gestaltet – bezogen wurde, ging es auch bald los. Die Verpflegungstornister waren gut gefüllt, ein Frühstück mit lecker Schnitzelbrötchen machte den frühen Start in den Tag erträglicher. Eine launige Fahrt, bei der man sich verschiedentlich austauschen konnte, die Partywagen sehr angesagt waren und die häufigen Stopps auf Bahnhöfen dazu genutzt wurden, der Welt lautstark mitzuteilen, dass hier die besten Fans der Welt unterwegs waren. Auch dürften alle Mitfahrer bis in alle Ewigkeit wissen, wer die Mutter von Niki Lauda ist. Sogar alte Gesangs-Entgleisungen von Karl Dall wurden den Mitreisenden über einen doch sehr langen Zeitraum nähergebracht.

Mittagsverpflegung mit Würstchen und selbstgemachtem Kartoffelsalat stärkten den Willen, Großem beizuwohnen. Irgendwann erreichte der Partytrain den Salzburger Hauptbahnhof. Nach dem Aussteigen wurde auch hier deutlich klar gemacht, wer sich denn da die Ehre gibt. Vom Bahnhof ging es unter lautstarkem, von den Capos angeführtem, Gesang zum Treffpunkt des zweiten Fanmarschs. Hier nahmen wir, auch aus Rücksicht auf den angeschlagenen Zustand des Autors, nicht teil, sondern ließen uns von einem O-Bus – die Älteren werden sich erinnern – zum Stadion bringen. Dieses trägt bekanntlich, oh Wunder, den gleichen Namen wie unser Leipziger Wohnzimmer. Der Name war dann aber auch das Einzige, was beide Stadien verbindet – und die Sportart natürlich. Über Versorgung im und Optik des Stadions, Begleitumstände und Spiel und das Ergebnis breitet der Autor lieber den Mantel des Schweigens aus.

Mit gut organisierten Shuttle-Bussen ging es zurück zum Bahnhof. Nach einigem Wirrwarr um den Abfahrtsbahnsteig bestiegen wir Gate Nr.1, was IHM nur gerecht wurde. Nachdem alle ihre Waggons gefunden hatten, die Nummern klebten diesmal leider auf der anderen Seite, ging es doch mäßig betrübt zurück in die Heldenstadt. Da aber offenbar die breite Masse sowieso nicht mit einem positiven Ergebnis gerechnet hatte, ging die Party ohne Anlaufschwierigkeiten in die nächste Runde.

Wie es sich für Vollzahler gehört wurde passend zur VIP- Lounge noch Sushi geordert. Auf der Heimfahrt wurden die Partywagen natürlich wieder intensiv genutzt, die Mutter von Niki Lauda wurde nochmal eindringlich erwähnt und Karl Dall kam auch nicht zu kurz. Nach und nach gewann dann aber doch die Müdigkeit beim großen Teil der Passagiere die Oberhand. Wobei hier auch der Konsum von diversen Getränken eine Rolle gespielt haben könnte. Auch die VIP Lounge bekam jetzt ihre verdiente Nachtruhe. Nach ca. 24 Stunden kam ER wieder in der Messestadt an und entließ eine müde, aber insgesamt zufriedene Schar Fans des einzig wahren Rasenballsports in den Morgen.

An dieser Stelle ist es uns ein außerordentliches Bedürfnis, dem Fanverband Leipzig für die Organisation und allen Beteiligten des Cateringteams einen ganz besonderen Dank auszusprechen! Solches Engagement ist im höchsten Maße lobenswert und nicht selbstverständlich! Wir freuen uns auf die nächste, gemeinsame Reise, … natürlich mit voller Konzentration auf die Bundesliga (Anm. v. R. R.).

Hinter Gittern, der 15:30 Boykott

Datum: 24. November 2018
Anlass: Bundesligaspiel
Ort: Wolfsburg, Halle 3, Karosserie

Unseren Besuch im Wolfsburger Zwinger Ende November hat tony4arsenal für rb-fans.de zusammengefasst.  Also möchten wir eure volle Aufmerksamkeit auf diesen Artikel lenken.

Du wirst niemals alleine singen

Datum: 8. November 2018
Anlass: Europe League Gruppenspiel
Ort: Glasgow

Wenn du deinen Spieler fragst, wo er gerne mal spielen möchte, lautet die Antwort sehr wahrscheinlich “Camp Nou gegen Barcelona” oder auch “Old Trafford gegen Manchester United”.  Stellst du die gleiche Frage einem Fan, liegt die Wettquote für “in Glasgow!” bei knapp über 1,00.  Und diesbezüglich schwimmen die Vollzahler gerne mit dem Strom, so dass es keine fünf Minuten dauerte, bis die ersten Flugtickets nach Bekanntgabe der Termine gebucht waren.  Im Hinspiel konnte man bereits erahnen, was da auf uns zukommen würde.  Aber lest selbst…

Ein Teil von uns hatte die Reise privat organisiert, während die andere Hälfte dem Fan-Flieger, organisiert durch den Fanverband Leipzig e.V., den Vorzug gab.  Die Anreise erfolgte am Tag des Spiels, für 16:30 Uhr Ortszeit war bereits ein Fanmarsch zum Stadion angekündigt.  Noch während der Flieger die letzten Meter über dem Boden Richtung Landebahn zurücklegte (neben uns saß übrigens eine gewisse Frau Duus), wunderten wir uns über den schönen Anblick bei bestem Wetter.  Sind wir wirklich in Schottland gelandet?  Unser Taxi-Fahrer brachte uns allerdings schnell auf den Boden der Tatsachen zurück, als er gelassen Richtung Bergkette deutete und sagte “das kommt heute Abend noch runter” – und so war es dann auch… Ab Nachmittag nur noch Regen; das Thema können wir also von der Liste streichen.

Nachdem wir die BrauseCrew Berlin ins Hotel gegenüber verabschiedet hatten, ging es zum Rest der Truppe in die Stadt.  Natürlich in einen klassischen Pub, dem ein gewisser Herr Schäfer später noch einen kurzen Besuch abgestattet hat.  Es könnte an der überschwänglichen Begrüßung gelegen haben, dass er sein Getränk dann lieber im Außenbereich zu sich genommen hat.  Verhungert wären wir an diesen Tagen jedenfalls nicht.  Es gab eine große Auswahl an herzhaften Speisen, abgerundet mit den süßesten Nachspeisen, die man sich vorstellen kann.  Der Schotte selbst betrachtet das wohl eher als solide Grundlage für das fünfte Guinness.  Und auch dieser Tradition konnten wir uns nicht verwehren, so dass es trotz Regen gut gelaunt und genährt zum George Square ging.

An dieser Stelle sei schon einmal erwähnt, wie herzhaft und freundlich alle Schotten waren, denen wir an diesen beiden Tagen begegnet sind.  Ob Taxi-Fahrer, Fußgänger, Celtic Fan, Ordner – alle hießen uns willkommen und redeten gerne über Fußball, unseren Verein, das bevorstehende Spiel und natürlich das Wetter.  Vermutlich war auch das ein Grund, warum die Polizei uns mit deutscher Pünktlichkeit imponieren wollte und Punkt 17:30 Uhr die Straße blockierte, um den Fanmarsch losziehen zu lassen.

Während zu Beginn noch gute Stimmung und laute Stimmen den Ton angaben, wurde es gegen Ende schon etwas ruhiger.  Das lag zum einen an der Bebauung im zweiten Teil der Strecke (keine Häuserschluchten, sondern Gewerbe), aber auch am anhaltenden Regen und häufiger auftretenden Pinkelpausen.  Trotzdem hat der Anblick singender und hüpfender Sachsen den ein oder anderen Smartphone-Speicher gefüllt, wenn man den staunenden Blicken an jedem zweiten Fenster glauben darf.  Unserer Stimmung hat es jedenfalls nicht geschadet, auch wenn wir uns zwischendurch verloren hatten und der ein oder andere in unseren Reihen einen zweiten Anlauf brauchte, um letztendlich in die heiligen Hallen von Celtic Glasgow einzumarschieren.  Hätten wir vorher gewusst, dass die Eingangskontrolle lediglich aus einem Barcode-Scan bestand, hätten wir noch eine Großpackung Wunderkerzen besorgt.  Wie uns ein Taxi-Fahrer später mitteilte, ist das aber nicht üblich.  Vermutlich haben wir braven Leipziger einfach einen großen Vertrauensvorschuss.

Da standen wir nun… und waren im ersten Moment etwas irritiert.  Hatten wir die Uhrzeit falsch eingestellt?  Nur noch 30 Minuten bis zum Anpfiff und das Stadion war gefüllt wie die Volkswagen-Arena an einem Samstag um 15:30 Uhr?!  Offensichtlich sind die Schotten diesbezüglich sehr entspannt, so dass der Großteil erst wenige Minuten vor Anpfiff erschien.  Interessant auch die Verteilung der Fan- und Gästekurve.  Getrennt wurden wir nur von einer kurzen Geraden, nicht vom gesamten Spielfeld, wie in anderen Stadien.  Der Stimmung hat das aber nicht geschadet.  Mit Beginn der Auftaktzeremonie schien ganz Glasgow aufgewacht und es wurde ein verbales Feuerwerk abgebrannt, welches im bekannten Sing-Sang “You’ll never walk alone” endete.  Das Lied wird übrigens noch einmal in der 69. Minute angestimmt, in Anlehnung an die Jahreszahl des größten Erfolgs in der Vereinsgeschichte.  Damals gewannen die Grün-Weißen zur Überraschung aller gegen die Übermacht aus Mailand.  2:1 endete das Spiel gegen Inter und Celtic wurde Europapokal-Sieger der Landesmeister.

Über das Spiel selbst müssen wir an dieser Stelle nicht schreiben.  Es seien nur die Worte des Taxi-Fahrers (ihr seht, das Leben von Glasgow findet in Taxen statt) auf dem Rückweg zum Hotel zitiert: “What’s the name of this guy with blonde hair?  Kampl?  He should have scored one or two, if not more”.  Trotzdem war es ein wunderbares Erlebnis, welches wir nie wieder missen möchten.  Im Stadion wurde der Fußball gelebt, die Anhänger von Celtic waren immer fair und nicht nur die Blocksperre sorgte dafür, dass auch der Leipziger Anhang die Mannschaft noch etliche Minuten nach Abpfiff feierte.  Übrigens nicht nur die: ein paar tausend Celtic Supporter bedanken sich mit stehenden Ovationen bei uns und es wurden in Absprache mit den Ordnern Schals getauscht und fleißig gewunken.  Ein wirklich schönes Bild!  Besagter Taxi-Fahrer erzählte auch, dass die Stimmung gegenüber den Rasenball-Freunden im Nachgang noch besser war.  Man hat respektiert, dass so viele Fans angereist sind und diese so fair waren.  Daumen hoch, liebe Mitreisenden!

Während die Fan-Flieger-Abteilung nach dem Spiel zum Flughafen musste, konnten wir den Abend bei einem kühlen Getränk in der Hotelbar der Berliner ausklingen lassen.  Die Sperrstunde ließ mehr nicht zu.  Am nächsten Morgen gab es noch ein klassisches Frühstück, bevor auch wir uns ganz entspannt Richtung Flughafen begeben haben.  An dieser Stelle sei noch kurz eine Situation am Nachmittag erwähnt:  Um ungestört zu telefonieren, ging es kurz raus vor die Tür des Pubs.  Ein Mann stieg aus einem Auto und rief “Ihr müsst heute Abend gewinnen!” und das “Warum?” beantwortete er nur mit “Na weil ich Rangers Fan bin!”.  In diesen Sekunden kam ein Celtic-Anhänger vorbei und erwiderte “Nein, ihr müsst verlieren!”, woraufhin die beiden sich noch ein paar Minuten eine lautstarke, aber immer freundliche Diskussion lieferten.  Es war schön anzusehen und widerlegte ein paar Vorurteile bezüglich Aggressionen in der schottischen Fußball-Stadt.

Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen, und doch kann man nie erfassen, was man vor Ort erlebt hat.  Wir hoffen jedenfalls auf viele, weitere Jahre Europapokal und Reisen wie diese.  Zumindest weiß man in Glasgow jetzt, was “Vollzahler” sind.

El Plastico, die Erste

Datum: 29. September 2018
Anlass: Bundesligaspiel
Ort: Sinsheim

An dieser Stelle würde jetzt eigentlich ein Bericht über unsere Auswärtsfahrt nach Sinsheim stehen.  Da unser traditionellstes Mitglied das Ganze aber bereits in einem wunderbaren Gedicht zusammengefasst hat, sparen wir uns die Worthülsen.  Vielen Dank Gert!

“Ich fuhr die Straße so vor mich hin,
nach Sinsheim zur TSG stand mir der Sinn.

Da sah ich am Rande eine Carolin stehn,
mit allerlei leckeren Futtereien versehen.
Noch schnell zwei, drei Jungs eingeladen
und los ging es auf südwestlichen Auswärts- Pfaden.

Langweilige Fahrten sind nicht unser Ding,
also ging es zu mancher Raststätte hin.
Ständige Fragen nach Örtchen – den gewissen…,
um aufzusuchen diese zum rauchen und pi…

Im Stadion drinnen, mal eben gewinnen…
und schon sind wir wieder von hinnen.

Die Rückfahrt war launig und schon sind wir zu Hause.

Meine Fresse, was für ne Sause!”

Unsere Nummer Eins

Datum: 16. September 2018
Anlass: Ein Jahr Die Vollzahler e.V.
Ort: Irgendwo im Spreewald

“Wie die Zeit vergeht”, dachte der Verfasser dieses Textes, als er sich nach mehr als zwei Wochen endlich hinsetzte, um über einen gar nicht so unwichtigen Tag im jungen Leben der Vollzahler zu berichten und ein kurzes Zwischenfazit zu ziehen.  Aber der Reihe nach…

Über unsere Entstehung kann man an anderer Stelle nachlesen.  Dass unser erster Geburtstag nach Eintragung als Verein auf einen Sonntag fiel, konnte nur ein Zeichen sein, diesen auch ausgiebig zu zelebrieren.  Und so setzte sich bereits vor Monaten ein Exekutivkomitee in regelmäßigen Abständen zusammen, um den Ansprüchen der Mitglieder gerecht zu werden (“Komm wir grillen und trinken ein Bier!”).  Wir wurden nicht enttäuscht: es ging zur Kahnfahrt in den wunderschönen Spreewald.

Zum Leid des ein oder anderen hieß es am frühen Sonntag morgen “Abfahrt” – bei bestem Wetter im Vollzahler-Bus Richtung Lübbenau.  Es waren entspannte zwei Stunden Fahrt mit kurzer Pause, um den mit Liebe gebackenen und sehr leckeren Geburtstagskuchen zu genießen.  Die ein oder andere Barcode-App wurde umgehend mit einem Stern bewertet, nachdem der Aufdruck aus unerklärlichen Gründen nicht gelesen werden konnte.  Vor Ort begrüßte uns dann Pepe (der eigentlich gar nicht Pepe hieß, sich aber offensichtlich in frühen Jahren nicht benehmen konnte).  Er würde für die nächsten vier Stunden unser Begleiter, Wegweiser und bester Freund sein, ahnend was ihm bevorstand, nachdem wir als erste Amtshandlung den Kahn dekoriert haben.  Dem Ruf entsprechend natürlich mit zweiter Geburtstagstorte im Merchandising-Stil.

Die Kahnfahrt führte uns in gemütlichem Tempo über das sehr ruhige Gewässer der Spree (die übrigens drei Quellen hat), vorbei an drei Schleusen mit jugendlicher Gesangseinlage (“Ey, kann ich das Red Bull haben? Geil!”) und vielen, interessanten Geschichten über den Beruf des “Kahnister”, das Leben auf einer Insel, die Anzahl der verfügbaren Toiletten und was man alles aus Spreewald-Gurken machen kann (Spoiler: Alles!).

Zwischendurch wurde der zweite Kuchen “angeschnitten”, nicht ohne Rücksicht auf die lokalen Traditionen zu nehmen (siehe Foto).  Pepe war glücklicherweise mehr als uninteressiert an Fußball, so dass es zu keiner Zeit zu Enterungen zwischen rivalisierenden Vereinen oder Meuterei auf dem eigenen Kahn kam.  Was ihm in Sachen Fußball fehlt, wusste unser Fahrer aber mit kulinarischem Sachverstand wieder auszugleichen.  Der Zwischenstopp an einem der Restaurants mit Bootsanleger war in jeder Hinsicht ein Genuss.  Wir haben die Mittagspause noch für eine Mitgliederversammlung genutzt und sind nach etwa einer Stunde wohlgenährt und sehr zufrieden wieder in das Boot gestiegen – ohne Ballast abwerfen zu müssen.

Natürlich bestand die Tour nicht nur aus trinken, quatschen und essen.  Wir haben viele idyllische Orte gesehen und diese nicht nur als Alibi fotografisch festgehalten.  Und wie klein die Welt ist, zeigte sich dann beim Aussteigen, als neben uns ein anderer Kahn ablegte.  An Bord ein bekanntes Gesicht des Vereins.  Übrigens auch unser erster Kontakt mit den Roten Bullen nach Gründung der Vollzahler in 2017.  Wenn das mal kein gutes Zeichen ist.

Es war ein wirklich rundum gelungener Tag mit Menschen, die man vor zwei Jahren noch nicht kannte, in den letzten zwölf Monaten aber zu schätzen gelernt hat.  Wir sind damals mit sieben Mitgliedern gestartet, grob ahnend was wir vorhaben, nicht wissend was passieren wird.  Inzwischen sind wir zwölf Vereinsmitglieder und fünf Topzuschläge, die rund um Fußball, RB Leipzig und Freundschaft viel Zeit miteinander verbringen.  Uns ist Humor ebenso wichtig wie 90 Minuten alles geben im Stadion.  Und trotzdem haben wir den Verein vor allem gegründet, um die Fanszene der Roten Bullen mit zu gestalten und zu (er)leben.  Und genau das werden wir auch im zweiten Jahr tun, ob 17 oder 700 Mitglieder.  Dabei haben wir bereits viele, liebe Gesichter getroffen und andere Fanklubs kennengelernt, denen es genauso geht wie uns.  Wir sind stolz darauf, ein Teil dieser bald zehnjährigen Geschichte zu sein und sind uns sicher, dass es noch viele spannende Jahre werden.

In diesem Sinne, danke an alle, die uns bis hierhin begleitet und unterstützt haben.  Allen voran natürlich unsere Freunde und Familien, die wirklich sehr oft ein Auge zudrücken, wenn mal wieder ein englischer Monat mit Heim-, Auswärtsspielen, Mitgliederversammlungen und sonstigen Aktivitäten ansteht.

Saisonabschluss in Berlin

Datum: 12. Mai 2018
Anlass: Bundesligaspiel
Ort: Olympiastadion Berlin

Da stand er nun an, der letzte Spieltag unserer zweiten Bundesliga-Saison.  Die Termine der letzten Wochen – Bundesliga, Europa League, Versammlungen – ließen wenig Zeit für Vorfreude.  Außerdem sollte am Tag danach das wohl traurigste Ereignis der jungen Vereinsgeschichte stattfinden: das Abschiedsspiel von Dominik Kaiser.  Um seinen Tag im vollen Umfang zu genießen, war ein versöhnlicher Saisonabschluss in Berlin besonders wichtig.  Zumal auch sportlich noch alles drin war: von Platz 9, sicher einer gefühlten Enttäuschung, bis zu Platz 4 mit direkter Qualifikation für die Champions League.  Und so hieß es am frühen Samstag für die Vollzahler: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Der Saisonabschluss im Vorgarten von Leipzig und die Erinnerung an #10000Leipziger in der letzten Saison, waren natürlich perfekte Bedingungen für ein Fußballfest.  Auch das Wetter hätte besser nicht sein können, sofern man in einem Bus mit Klimaanlage sitzt.  Und so saßen wir gut aufgewärmt am frühen Vormittag gemeinsam im Fanbus nach Berlin und feierten mit unserem Busfahrer Marco und den anderen Fans.  Zumindest bis zum Autobahndreieck Potsdam… Marco hatte die Fahrt offenbar so gut gefallen, dass er spontan die Staustrecke mit 40 Minuten mehr Fahrzeit wählte und die letzten Kilometer noch einen Abstecher über Dörfer wie Neu Fahrlan und Groß Glienicke machte.  Also saßen hüpften wir pünktlich drei Minuten vor Spielbeginn auf unsere Plätze und feierten gemeinsam mit 9.000 Leipzigern den Einzug unserer Mannschaft.

Es wurde ein echtes Fußballfest!  Nach wenigen Minuten durften wir das erste Mal jubeln und trotz kurzzeitigem Rückschlag lief es danach anders, als in den letzten Wochen.  Die Roten Bullen spielten konzentriert weiter, hatten viel Spaß und waren von der lautstarken Unterstützung offenbar derart beflügelt, dass am Ende ein überzeugendes 2:6 aus Berliner Sicht auf der Anzeigetafel stand.  Naby Keita, der an diesem Tag sein letztes Spiel für RB Leipzig bestritt, wurde bei seiner Auswechselung bereits ordentlich gefeiert.  Als jedoch der Schlusspfiff ertönte, ging die Party erst richtig los.  Der Fanblock hüpfte und sang “Nur nach Hause geh’n wir nicht” und die Mannschaft und Trainer Hasenhüttl nahmen die Einladung zum gemeinsamen Feiern gerne an.  Marco hatte zwar erwähnt, dass er um 18 Uhr losfahren möchte.  Aber wir hatten ja noch 40 Minuten (und eine Klimaanlage) gut bei ihm…  Also wurde erst im Block gefeiert und danach noch ein wenig mit der #BrauseCrew Berlin diskutiert, was man am Vorort von Leipzig noch verbessern könnte.

Auch ein schöner Tag muss einmal zu Ende gehen und so machten wir uns irgendwann (zu früh!) auf dem Weg zum Bus und mit diesem dann zurück nach Leipzig.  Die Klimaanlage hatte immer noch Pause, aber wir konnten bei einem kurzen Stop noch ein paar kühle Bremer Bier ergattern, um auf den Sieg und den Abstieg des HSV anzustoßen.  Die Stimmen haben wir dabei nicht geschont, in der Hoffnung, dass für Domme am nächsten Tag noch etwas übrig ist.  Man kann jedenfalls sagen, dass Berlin ein versöhnlicher Ort ist.  Diese Tradition behalten wir auch gerne in den kommenden Jahren bei.

Bundesliga-Premiere in Frankfurt

Datum: 19. Februar 2018
Anlass: Bundesligaspiel
Ort: Commerzbank-Arena Frankfurt

Das Spiel in Frankfurt Mitte Februar stand unter einem ganz besonderen Motto. Das hatte weniger mit der zweiten Auswärtsfahrt der Vollzahler zu tun, an der wir zu Dritt teilnahmen.  Vielmehr war es der Rahmen der Begegnung.  SG Eintracht Frankfurt gegen RasenballSport Leipzig e.V. war nämlich das erste Bundesligaspiel überhaupt, welches offiziell an einem Montag stattfinden sollte.  Und so musste es zwangsläufig bereits im Vorfeld zu interessanten Diskussionen und Aktionen kommen.  Während man in Leipzig traditionell über Boykott lächelt, rief zu diesem besonderen Ereignis also auch “die aktive Fanszene” der schönsten Stadt der Welt zum Widerstand auf.  Entsprechend waren die Ränge im Gästeblock leer.  Damit nicht genug an Brisanz, verkündete die Mannschaft kurzerhand, dass man allen Reisenden die Busfahrt im Wert von €35 aus der Mannschaftskasse finanziert, um in dieser wichtigen Phase der Saison auf Unterstützung nicht verzichten zu müssen.  Es war also angerichtet, als wir am Mittag gemeinsam mit vier weiteren Bussen Richtung Frankfurt aufbrachen.

Die etwa fünfstündige Busfahrt plus Pausen war zwar weitestgehend unspektakulär, wir konnten aber für einige Highlights sorgen.  Beispielsweise einer Faxe-Dusche und der universelle Reisebus-Flaschenöffner.  Es war also wie immer spannend und kurzweilig, wenn man doch bedenkt, dass Caro quasi vom Nachtdienst in den Bus gestolpert ist und Sebastian sich zwei Stunden vor Abfahrt für die Mitreise entschieden hat.

In Frankfurt durften wir den Bus relativ nah am Stadion abstellen und sind dann in kleineren Grüppchen zur Commerzbank-Arena gelaufen.  Als Eventfan muss man bei diesem Namen ja schon ein wenig schmunzeln.  Zumal wir ja zum Boykott gegen den Kommerz nach Frankfurt gereist sind.  Vor dem Spiel gab es noch etwas Nervennahrung mit flüssigem Senf und gelber Flüssigkeit, die zwar kein Senf aber auch kein Bier war, bevor wir uns dann zu etwa 600 Leipziger Freunden in den Block gesellt haben.

Das Stadion war bereits über und über mit Spruch-Bannern tapeziert, um dem Frankfurter Unmut gegenüber Montagspartien Luft zu machen.  Neben ein paar kreativen Exoten (Montag = Brust und Bizeps) konnten wir überwiegend Kreisliga-Niveau lesen.  Unser persönliches Highlight war “Montag und RB, fehlt nur noch Helene” sowie der Thekenspruch “Montag ist Scheisse, wie die DFL”.  Neben der Banner gab es auch Gerüchte über gezielte Störaktionen, die sich im Laufe des Abends als wahr herausstellen sollten.  Die Frankfurter Fans, immerhin über 40.000 aus den eigenen Reihen, die auch montags den Weg ins Stadion finden, hatte angekündigt, 90 Minuten Trillerpfeifen zu nutzen und bei Ballbesitz der eigenen Mannschaft zu schweigen.  Man muss anerkennen: das haben sie auch beinahe vollständig durchgezogen.  Entsprechend war auch die Vorbereitung auf das Spiel anders als sonst, beispielsweise wurden die Spielernamen nur vorgelesen, ohne Interaktion mit den Fans.

Mit Anpfiff gab es dann einen “kontrollierten” Sturm des Innenraums aus dem Fanblock der Eintracht sowie der Gegentribüne.  Einige hundert Anhänger positionierten sich hinter der Bande vor den eigenen Fans sowie der (von uns aus) linken Seite und rollten Banner über die Werbebande.  Der Inhalt war eher sinnfrei (Stichwort Taten vs. Worte) und die ganze Aktion dauerte sehr lange – hatte man doch offensichtlich einen Knoten im Banner.  Es dauerte also etwas… und irgendwann war dann auch Herr Zwayer (ja, genau der) der Meinung, man könne das Spiel auch mit Personen ohne Funktion im Innenraum anpfeifen.  Während die Frankfurter Vereinsführung immer wieder darauf hinwies, dass alle Aktionen an diesem Abend abgesprochen und kontrolliert durchgeführt wurden, möchte man nur erahnen, was bei einem Tor der Leipziger vor dem Frankfurter Fanblock passiert wäre, während dort noch die “aktive Fanszene” hockte…

Jedenfalls verließen die Damen und Herren irgendwann den Innenraum und es folgten 45 Minuten Trillerpfeifen – Stille – Trillerpfeifen – Stille – usw.  Unser Block war an diesem Abend sehr ruhig.  Zum einen fehlte der Funke, zum anderen war die Geräuschkulisse einfach sehr nervig.  Also konzentrierten wir uns auf das Spiel.  Zu Beginn der zweiten Hälfte gab es dann noch eine “Tennisbälle auf das Spielfeld”-Aktion, während unser Torhüter bereits im Tor stand.  Es dauerte (mal wieder) einige Zeit, bis das Spielfeld geräumt war (insgesamt dreimal wurden Tennisbälle auf das Spielfeld geschossen) und es weitergehen konnte.  Die zweite Hälfte war dann auch sportlich noch schlechter und so fiel der Weg zurück zum Bus nach Abpfiff nicht schwer.  Gegen 23:30 Uhr war Abfahrt und mit kleineren Pausen kamen wir um 4 Uhr morgens sicher in Leipzig an.  Ein weiteres, erinnerungswertes Ereignis in unserem Tagebuch.

Bleiben noch zwei Dinge, die an dieser Stelle zu erwähnen sind.  Zum einen haben wir uns im Sinne der Satzung entschieden, die insgesamt €105 für die kostenlose Busfahrt auf unser Spendenkonto zu überweisen.  Am Ende des Jahres werden wir einen Spendenempfänger bestimmen.

Viel wichtiger ist aber der Verweis auf ein Interview, welches Caro noch während der Rückfahrt dem MDR gegeben hat.  Hier sind die Ereignisse in Frankfurt und die Diskussionen rund um das Spiel gut zusammengefasst und kommentiert und als Verein bleibt uns nichts anderes übrig, als dem voll zuzustimmen.

Klassenfahrt nach Leverkusen

Datum: 18. November 2017
Anlass: Bundesligaspiel
Ort: BayArena Leverkusen

Ein wenig aufgeregt waren wir schon am (sehr) frühen Morgen eines angenehmen Novembertages im Jahre 2017.  Unsere erste gemeinsame Auswärtsbegegnung stand an und so hatten wir im Vorfeld die gemütliche Klassenfahrt-Atmosphäre gewählt, um als Vollzahler-Kleinbus nach Leverkusen zu reisen.  Mit an Bord waren Caro, Oli, Nico und Sebastian – in Leverkusen sollte noch Mario zu uns stoßen, der zuvor noch beruflich unterwegs war.  Alle Wecker funktionierten an dem Tag reibungslos und Dank Caro hatten wir zu keiner Zeit mit Mangelernährung zu kämpfen.  Es wurden jedenfalls unterhaltsame 500 km ins Rheinland, und hätten wir nicht schon vorher einen Fanklub gegründet, so wäre es spätestens an diesem Tag passiert.

Dank fahrerischer Glanzleistung und ausgestorbenen Autobahnen waren wir sehr früh in Leverkusen.  Außerdem teilten uns andere Leipziger Freunde vor Ort mit, dass es an einem Samstag in Leverkusen wenig zu sehen gibt.  Und so verbrachten wir noch eine sehr unterhaltsame und spannende Zeit auf dem P+R Parkplatz in Leverkusen.  Ihr glaubt gar nicht, wie oft Menschen ihr Auto auf einem leeren Parkplatz umparken.  Eventuell veröffentlichen wir zu gegebener Zeit eine Vollzahler-Studie.

Der Weg zum Stadion war relativ unspektakulär.  Fantrennung existiert in Leverkusen nicht und so brachte uns der Bus zu einem interessanten Sauna-Club, von dem es nur noch wenige Meter zum Stadion waren.  Die Begrüßung durch die Gäste war auf jeden Fall freundlich und wir waren gut gelaunt bereit für ein tolles Fußballerlebnis.

Die Stimmung in der Kurve war gut und auch das Spiel war in weiten Teilen ansehnlich… nur das Ergebnis eben nicht.  Aber unsere Stimmung sollte das nicht trüben und wir werden sicher noch unseren Kindern von den traditionell kreativen Bannern unserer Gegner erzählen.  Gerade bei der Werkself aus Leverkusen hat sowas ja einen ganz besonderen Reiz.

Die Rückfahrt war wie gewohnt etwas ruhiger und trotzdem ein passender Abschluss für einen tollen Tag.  Das erste Mal ist ja bekanntlich immer etwas Besonderes, das gilt selbstverständlich auch für die erste Auswärtsfahrt der Vollzahler.